Dienstag, 1. Januar 2013

ÖVP spielt Piraten

Die ÖVP ist in einer Sackgasse. Nachdem sich das Volk nicht mehr allzu sehr von der Kirche einschüchtern lässt und immer mehr von den dunklen Geschäften von rot-schwarz oder schwarz-blau ans Tageslicht rücken, kommt die ÖVP ins Trudeln. Das Regieren war einst leichter. Es gab ein zwei Parteiensystem mit einem dritten Sammelbecken für Altnazis die in einer der großen Parteien keinen Platz mehr gefunden haben. Es war schön zu Regieren. Niemand machte den Mund auf und fragte nach.

Als sich dann in den 90er Jahren die Grünen immer mehr etablierten, begann es für die Analogparteien schwierig zu werden. Die gleichzeitig fortschreitende Technik war für die Regierungssenioren unverständlich, unpraktisch und somit nicht Teil ihrer christlichen Welt.

Anfang der 00er Jahre waren arme Film- und Musikproduzenten schon kurz vor dem Aus. Napster & Co hatten, unter anderem, Metallica an den Rand des Ruins manövriert und forderten daher eine etwas abgeschwächte Form der "Todesstrafe für Sicherheitskopierer". Eine innovative Bürgerbewegung forderte ein neues Urheberrechtsgesetz. Es waren junge Leute welche in der Technologie "Computer" ein geeignetes Werkzeug sahen, ihre Vorschläge unter die Leute zu bringen. Die Medien gaben in einer langatmigen, noch immer nicht beendeten Diskussion, diesen Personen den Namen "Piraten" - vermutlich weil "Vernunftbegabte Menschen mit eigener Meinung" alle Titelseiten gesprengt hätte.

Piraten haben viel, was andere nicht haben. Das mag den Analogparteien nicht gefallen, weil all ihre alten Techniken heute nicht mehr funktionieren. Also bedient man sich deren Ideen.

http://www.piraten-graz.at/images/stories/bp_banner1.jpgWie zum Beispiel die "Back Pirates"-Website welche im Gemeinderatswahlkampf von Graz plötzlich auftauchter. Das Programm der Black Pirates schien ident mit dem der (echten) Piraten zu sein. Nur das diese Ideen plötzlich von der ÖVP zu kommen schien.  
Nach der Wahl, bekannte sich der Bürgermeister Nagl zu diesem Ideenklau. Doch bis heute (über ein Monat nach der Wahl) ist diese Seite noch immer Online und beansprucht Ideen für sich. Obwohl Herr Nagl im Gespräch mit Pacanda sowie Herr Schönegger per Telefon die Rückgabe versicherte.

"Einen Anruf von Nationalratsabgeordneten Schönegger (gleichzeitig Landesgeschäftsführer der ÖVP) der bzgl. unserer Domains angerufen hat, die uns die ÖVP zurückgibt – gratis – ohne Gegenleistung!"

Nur wann das passiert, fragt man sich als Bürger weiterhin.

Aber gut, Piraten sehen darüber hinweg, denn sie sind froh, dass ihre Ideen transportiert und verbreitet werden.

Interessant ist, dass nun auch das Piratenwerkzeug "Liquid Feedback" von der ÖVP genutzt wird. Seit 1.1.2013 ist dieses Online. Dieses dient bei der ÖVP aber nur dazu um Netzpolitische Fragen zu diskutieren. Bei den Piraten hingegen geht inzwischen gar nichts mehr ohne Liquid Feedback.

Liquid Feedback - Piraten:
Liquid Feedback - ÖVP:
http://akn.polak.at/ 

Nun stellt sich die Frage, wie ernsthaft die ÖVP dieses Thema angeht. Ist die moderne ÖVP wirklich daran interessiert neue Themen in ihr Programm aufzunehmen? Will die ÖVP dadurch nur verhindern, dass neue Parteien wie Neos oder Piraten mehr Stimmen bekommen? Steht die ÖVP noch für etwas anderes als Diebstahl von österreichischen Steuergeld?

Das Super-Wahl-Jahr 2013 wird spannender.

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